Mit Sicherheit haben all diese Stücke so viel mehr erlebt, als hier geschrieben steht, das Meiste aber bleibt für immer ihr Geheimnis. Wir können nur ab dem Punkt erzählen, an dem sich die Wege kreuzten und über das, was wir von den Vorbesitzern in Erfahrung bringen konnten. Welche unserer geschichtsträchtigen Stücke noch verfügbar sind, sehen Sie im Shop.
Katjas Geschichte:
Dieses Schränkchen kommt aus Hamburg, Fischbek. Abgeholt bei Katja. Eine Seniorin mit einem ganz leichten, nicht identifizierbarem Akzent. Katja selbst war, obwohl sie nicht viel gesprochen hat, ohne es negativ zu meinen, eher weniger geheimnisvoll. Nur sehr traurig. Der Verkauf ihres geliebten Schränkchens tat weh, das war deutlich zu merken. Mehrfach betonte sie, es sei echte Tischlerarbeit. Aber trotz der kompakten Größe habe sie kein Platz mehr, obwohl es ihr jahrzehntelang ein tolles Nachtschränkchen gewesen war. Sie hatte sich räumlich verkleinern müssen. Und tatsächlich war es gar nicht so einfach, es von hinter der Tür, vorbei an die schmale Haustür selbst, nach draußen zu bekommen. Ich wollte ihr gerne helfen, aber sie sah es wohl als letzte Ehre gegenüber der echten Tischlerarbeit, diese ganz eigenständig heraus zu bugsieren. Beim Abschied versprach ich ihr, gut mit dem Möbel umzugehen. Als ich dann ging, mit dem Schränkchen auf dem Arm, spürte ich noch einige Zeit ihren wehmütigen Blick in meinem Rücken.
Die Geschichte des leicht untragbaren Buffets:
Beim Durchstöbern von Inseraten auf der Suche nach neuen Projekten entdeckte ich dieses kleine, alte Buffet. In der Anzeige stand nicht viel, eigentlich gar nichts. Auch keinerlei Maße. Das Bild dazu war dunkel, unscharf und der Schrank war nicht ganz zu sehen. Trotzdem war zu erkennen, dass er in einem erbärmlichen Zustand war. Holzig-braun stand er dort, abgeschoben in einem dunklen Kellerraum. Jemand hatte weiße Knäufe in Rosenblüten-Form angebracht. Einer davon war abgebrochen. Ein trauriger Anblick - ich rief also sofort an.
Am Apparat war ein freundlicher Herr, der mir den Schrank kurzerhand zusagte. Aber er meinte, der Schrank sei unglaublich schwer und für eine Frau allein nicht tragbar, außerdem stehe er im Keller und müsse enge Stufen hinauf gewuchtet werden. Es war ein Wochenende, an dem ich weder Transporter, noch eine helfende Hand zur Verfügung hatte und nach seiner ausführlichen Beschreibung zum exorbitanten Gewicht dieses "Monsters" war ich, eigentlich schon in den Startlöchern stehend, durchaus etwas abgeschreckt. Nichts ist frustrierender, als vor dem Objekt der Begierde zu stehen, die Ideen dazu brennen schon unter den Fingernägeln und man muss doch ohne die Beute wieder von dannen ziehen, weil sie sich nicht vom Fleck bewegt.
Also wurde in der Woche darauf ein großer Transporter und ein starker Mann organisiert um das Ungetüm zu bergen. Dort angekommen begrüßte uns der graumelierte, südländische, nette Herr und erzählte uns wie froh er wäre, dass der alte Schrank endlich weg käme und führte uns die Kellertreppe hinab zu dem Giganten.
Der dann tatsächlich gerade einmal einen halben Meter hoch war. Die Männer trugen das kleine Buffet nach oben und ich lief mit dem abgefallenen Rosenknauf hinterher - etwas verwirrt, aber glücklich über meinen Fang voller Potenzial.
Die kurze Geschichte von Ohnefliese (oder nur der Anfang?):
Dieser wunderschöne Wohnzimmertisch hat leider keine uns bekannte, besondere Vorgeschichte. Er ist zwar zwar ein wunderschönes Einzelstück geworden, aber alt oder antik ist er noch nicht. Ich habe ihn ganz klassisch in einem Inserat entdeckt und hatte gleich die Idee den Mittelboden mit einem aufwendigen Muster im Stil marokkanischer Fliesen zu verzieren und kontaktierte daraufhin die Anbieterin.
Ich kann mir nur zusammenreimen, warum dieser Tisch verkauft werden sollte. Als ich ankam um ihn abzuholen, waren nur die Eltern der Verkäuferin vor Ort. Ziemlich sicher, dass ihre erwachsen gewordene Tochter ausziehen wollte und keine Verwendung für ihren alten Zimmertisch mehr hatte. Das Holz auf der Oberseite war auch nicht mehr im besten Zustand und der Vater gab mir bei Übergabe noch einige Tipps, wie ich die Wasserflecken am besten heraus geschliffen bekomme, er sei ja auch nicht mehr der Neueste. Fast klang es ein wenig entschuldigend. Ich versicherte ihm, dass es völlig in Ordnung sei und wenn ich mit dem Tisch fertig wäre, kein Wasserfleck mehr im Holz übrig bliebe. Das beruhigte ihn wohl, denn als die Mutter hinter mir die Tür schloss, hörte ich, wie der Vater zu ihr sagte: "Eigentlich hätte Sarah doch mehr nehmen können.."
Ich bin mir sicher, dass dies nur der Anfang der Geschichte von dem Tischchen ist. Vielleicht haben Sie ja Lust ebendiese Geschichte weiterzuführen und dafür zu sorgen, dass die Story von Ohnefliese weitergeht?